Samstag, 22. Februar 2014

Christ und Welt die 2te - Mailwechsel mit der Autorin

Im Anschluss an meinen Leserbrief entwickelte sich ein Mail-Austausch mit Christiane Florin, den ich hier wiedergeben möchte:

Sehr geehrte e,

vielen Dank für Ihre Mail. Sie haben recht: Lagerkämpfe kann sich die katholische Kirche eigentlich nicht leisten, aber es gibt sie. Ich habe die Kirche wie eine Parteienlandschaft betrachtet: Welche Flügel gibt es? Wer hat die Macht? Wer hätte sie gern? Und was wird  im Parteiprogramm behauptet? Das wird der katholischen Kirche nicht vollständig gerecht, aber es erklärt doch einige der aktuellen Konflikte.

Mein Beitrag ist ein Leitartikel, eine Provokation. Zustimmung erwarte ich nicht, Widerspruch ist mir lieber.
Kurzum: Ich würde gern Ihren Brief auf unsere Homepage veröffentlichen, falls Sie einverstanden sind.  

Beste Grüße
Christiane Florin


Sehr geehrte Frau Florin,
damit bin ich einverstanden, dass Sie meinen Brief veröffentlichen. Ich verstehe ja Ihr Anliegen, aber mE ist die bei einer Provokation sicher übliche Vereinfachung so stark vereinfachend, dass ich dem nicht nicht widersprechen konnte. Und die Betrachtung der "Parteienlandschaft" ist ja sehr parteilich, gegen die anderen Flügel könnte man ebenso boshaft polemisieren, finde ich...
Viele Grüße, e


Liebe e,

Ihr Brief ist online. Natürlich gibt es auch am liberalen Lager viel zu kritisieren, die Kommissionitis und die Angst vor Verantwortung. Aber ein liberales Hassforum, das kath.net vergleichbar wäre, ist mir nicht bekannt.

Herzliche Grüße
Christiane Florin 

Liebe Frau Florin.
was halten Sie davon, in der Christ und Welt andere katholische Journalisten auf ihren Artikel antworten zu lassen? Sie schrieben ja, dass Sie Widerspruch provozieren wollten, und es wäre doch sehr interessant, was da vielleicht an Widerspruch kommt, oder, noch interessanter an Verwicklungen innerhalb des "Lagerdenkens" (etwa ein Romtreuer, der den Spruch des Kardinals daneben findet und Franziskus treu ergeben ist, oder ein "Wir sind Kirche"-Vertreter, dem die Einheit der Kirche irgendwie doch wichtiger ist als deutsche Sonderinteressen, oder eine gebärfreudige katholische Mama, die fleißig ihren Rosenkranz betet und ihre persönliche Berufung durch Ihre "Lendenstärke" herabgewürdigt sieht...) - man wird ja noch träumen dürfen :)
Sie lassen zwar immer wieder mal auch romtreue Journalisten zu Wort kommen, aber die Schlagseite ist doch eine andere, viele Leser fänden es sicher spannend, auch andere Stimmen öfter zu hören.
Und kath-net? Auch da könnte man differenzieren, das wäre doch auch mal einen Artikel wert. Diese Nachrichtenseite bringt gelegentlich Fragwürdiges, auch Unangenehmes, ist mE aber auch oft ein Gegengewicht zur einhelligen Meinung aller anderen... Und nähme man einzelne Passagen Ihres Artikels, könnte man die Christ und Welt durchaus auch als Hass-Blatt bezeichnen. Was sicher nicht gerecht wäre.
Mit besten Grüßen e


Liebe e, 

Danke für die Anregung, aber wir laden doch ständig Publizisten anderer Couleur ein: Alexander Kissler, Matthias Matussek, vor einigen Monaten hat noch Paul Badde ganzseitig über FP Tebartz-van Elst geschrieben, Andreas Püttmann ist regelmäßig dabei und Godehard Schramm ( auch in Ausgabe 7) gehört zum konservativen Spektrum. Robert Spaeman hatten wir mehrmals im Interview. Auch Kardinal Meisner selbst hat bei uns schon einen großen Text auf meine Einladung hin verfasst, bischof Müller auch, als er noch in Regensburg war. Wer fehlt da noch, außer Martin Mosebach? Allerdings sind die genannten Publizisten seit Franziskus' Wahl ziemlich still geworden, viele von ihnen hoffen nun auf einen deutschen Erzbischof Gänswein. 

Herzliche Grüße
Christiane Florin

Hass hege ich überhaupt nicht gegenüber dem Kardinal, eher Mitleid. seit Benedikts Rücktritt ist er völlig von der Rolle. Er hat hier im Erzbistum Köln viel zerstört, das sieht er manchmal auch selbst. 

Beste Grüße
Christiane Florin

Liebe e, 

Noch ein Nachtrag zu Ihrer letzten Mail. Vielleicht haben Sie schon das Dossier der ZEIT gelesen. Das Erzbistum Köln konnte immer schon sehr professionell mit Geld umgehen, Kardinal Höffner hat eine 1a-Bilanz hinterlassen und Meisner hat das Vermögen noch vergrößert. Von der Briefkastenfirma wussten wir schon länger, jetzt haben die investigative Kollegen die Spur vom Grundbucheintrag bis zum holländischen Briefkasten genau nachverfolgt. 

Die Talente nicht zu vergraben, sondern zu mehren, ist an sich nicht verwerflich, es ist vielleicht sogar gottgefälliger als zum Beispiel die Investition der Münchener evangelischen Kirche in marode Solarunternehmen. Die Kölner Romtreue erscheint aber doch in einem anderen Licht. Benedikt hat sicherlich nicht derartige Steuersparmodelle gemeint, als er 2011 in Deutschland Entweltlichung anmahnte. Was fällt konservativen Publizisten zu diesem sehr weltlichen Finanzgebaren ein? Außer dem eher dümmlichen Hinweis, dass Bischof Fürst in Stuttgart auch nicht gerade billig gebaut hat (allerdings nicht für sich, sondern für Mitarbeiter)? Und dass inMünchen ein teures Ordinariat entsteht? 

Niemand, auch die selbsternannten Konservativen, stellen sich ernsthaft der Frage, was außer Geld, Ämtern und Machtillusion das Bewahrenswerte am Katholizismus ist. Diese Art der Romtreue ist auch eine leere Hülle. 

Oder wie sehen Sie das? 

beste Grüße
Christiane Florin
  
  

Liebe Frau Florin,
erstmal vorweg: Ich finde Ihre Lesernähe toll, und werde ab jetzt nie wieder der Meinung sein, dass Leserbriefe eh keiner liest und man sich das Schreiben auch sparen kann :D

Diese Vorwürfe gegen Meisner enttäuschen mich persönlich (oder besser gesagt nicht die Vorwürfe, sondern sein Verhalten, sollte sich bewahrheiten, dass er davon gewusst oder das Ganze gar persönlich betrieben hat.) Ich weiß darüber bisher nur das, was in der Zeit steht, auch nach kurzem Gegoogle nicht mehr, und kann nur sagen: Schade :( Wenn er damit persönlich zu tun hatte, hat mich ein charismatischer, humorvoller, kantiger, liebenswürdiger Kirchenmann sehr enttäuscht.
Ich persönlich glaube tatsächlich, dass die Verführung zum Bösen für "die da oben" besonders groß ist. So viel Macht zu haben, ist eben verführerisch, und die Schwächen des Einzelnen, mögen es Gier, Lust, Eitelkeit oder wasauchimmer sein, können "groß" ausgelebt werden. (Ein einfacher Dieb klaut ein Portemonnaie, ein sündiger Kardinal hinterzieht Steuern) Darum ist umso bewunderungswürdiger, wer selbst im hohen Amt der Versuchung widersteht. Und umso wichtiger ist eine vernünftige Berufungspastoral. Ich halte auch stärkere Kontrollen des kirchlichen Finanzgebarens für sehr gut mit meinem traditionellen Amtsverstädnis vereinbar.
Mal sehen, was der Blätterwald/die Blogs dazu so bringen.
Ich möchte noch auf ihren letzten Satz antworten: "Niemand, auch die selbsternannten Konservativen, stellen sich ernsthaft der Frage, was außer Geld, Ämtern und Machtillusion das Bewahrenswerte am Katholizismus ist. Diese Art der Romtreue ist auch eine leere Hülle. "

Wenn ich das richtig verstehe, sind sie der Ansicht, dass auch die "selbsternannten Konservativen" sich nicht der Frage stellen, was am Katholizismus noch bewahrenswert sei? Sind Sie denn der Meinung, dass man diese Frage stellen muss? Ich halte sie jedenfalls für die Frage überhaupt, der niemand ausweichen kann, der sich katholisch nennt. Und gerade als Konservativer (wieso selbsternannt? Wer könnte einen denn zum Konservativen ernennen?) geht es doch um das Bewahrenswerte.
Mal so aus der Hüfte geschossen würde ich sagen: Der Kern des katholischen Glaubens ist das Vertrauen auf die Zusage Jesu, dass er wiederkommen wird und uns armen Würstchen auf der Erde zwischenzeitlich die Kirche dalässt, die sein Erbe verwaltet, sprich, die Sakramente austeilt/bewahrt/spendet. Die Sensation, dass in Jesus so etwas wie die neue Stufe der Evolution wirklich geworden ist, und wir so werden können wie er, wenn wir ihm nachfolgen, seinen Leib empfangen und ihm dadurch immer änhlicher werden (dabei ist mir bewusst, dass nicht nur praktizierenden Katholiken das Heil offensteht), das ist doch ziemlich bewahrenswert, geradezu eine "Gute Nachricht". Und weil wir so sehr weit weg sind von der Vollkommenheit, gibt es die Beichte, die Gnade, die Vergebung. "Ämter" pauschal als nicht bewahrenswert hinzustellen, wie sie es suggeriert haben, finde ich schwierig, denn Jesus hat doch selbst seine Apostel mit gewissen Vollmachten ausgestattet. Und ohne Priester gibts nunmal keine Eucharistie. Das Amtsverständnis muss natürlich ein dienendes sein, denn so hat Jesus es gemeint, es muss ganz aus der Verbundenheit mit ihm kommen. Und wenn Amtsträger das missbrauchen, ohne Reue, ohne Umkehr, im großen Stil, über lange Zeit... dann ist das abscheulich. Nehmen wir an, es gäbe einen Teufel mit Hörnern und Dreizack - der würde lachend ums Feuer springen, bei jeder Steuerhinterziehung, jedem Missbrauch, jeder Habsucht usw. eines Priesters. Genauso munter würden ihn der Hochmut und die Selbstgefälligkeit so einiger Repräsentaten des Reformkatholizismus stimmen.
Wir alle haben Gottes Erbarmen nötig, und die Kirche sollte treu das Erbe Christi verwalten. Entweltlichung: ja! (Aber bitte nicht die Sixtinische Kapelle an einen Investor verkaufen und das Geld den Armen geben)
viele Grüße, e


Liebe Frau Florin,
wären Sie damit einverstanden, dass ich unseren Mail-Wechsel auf meinem Blog (www.einneuesland.blogspot.com) veröffentliche?
Viele Grüße, e

Liebe e, 

Ja, damit bin ich einverstanden. Interessanter Blog. Wobei zur Wahrheit auch gehört, dass man sich als Leitartikelschreiber über Zuspruch freut und nicht ausschließlich Widerspruch provozieren will. 

Mag sein, dass meine kommentierenden Texte einseitig gefärbt sind, aber gerade deshalb kommen in Christ&Welt auch Journalisten anderer Couleur zu Wort. Publizistische Nischen, in denen Gleichgesinnte einander bestätigen, gibt es schon genug, echte Diskussionsforen nicht. 

Herzliche Grüße
Christiane Florin


Liebe Frau Florin,
danke für die Freigabe. Sie haben recht, dass "die Lager" häufig im eigenen Saft schmoren, das kommt auch unter katholischen Bloggern vor. Ich finde das auf die Dauer langweilig und hoffe auf echten Austausch mit allen Ausrichtungen des Glaubens und Unglaubens.
Frühlingsgrüße aus dem hohen Norden, e

Zu meiner Anonymität: Mir ist es selbst nicht ganz geheuer, meine Mail-Partnerin mit Klarnamen stehen zu lassen, mich selbst aber zu verbergen. Leider geht es im Moment aus beruflichen Gründen nicht anders, zumindest glaube ich das, und bis ich zu einer anderen Entscheidung gekommen bin, bin ich eben e.


16 Kommentare:

  1. "Niemand, auch die selbsternannten Konservativen, stellen sich ernsthaft der Frage, was außer Geld, Ämtern und Machtillusion das Bewahrenswerte am Katholizismus ist. Diese Art der Romtreue ist auch eine leere Hülle."

    Das Bewahrenswerte am Katholizismus ist, daß ich jede Messe Jesus persönlich treffen kann wenn ich zur Kommunion gehe.

    Das Bewahrenswerte ist die weltweite Gemeinschaft. Wir sind Schwarze, Weiße, Rote, Gelbe und alle Farbtöne dazwischen. Wir sind gelebter Antirassismus, praktizierte Geschwisterlichkeit und altersübergreifendes Zusammen. Wir sind Familie, wir streiten, aber wir gehören am Ende zusammen. Ohne den anderen fehlt uns was. Wir sind keine Landeskirche, wir sind nicht zersplittert, wir sind eins.

    Das Bewahrenswerte am Katholizismus ist die Schönheit der Liturgie, die Zeit und Raum umspant. Nicht nur der Messe, sondern auch der Maiandacht, des Rosenkranzes, der Eucharistischen Anbetung. Wir sind gregorianischer Choral in einer gothischen Kathedrale, Orgelpomp in der Barockkapelle, das Schweigen, welches man fühlen kann, in der romanischen Hallenkirche. Wir sind Spitzenmatilla und Weihwasser, Weihrauchschnuppern und bunte Fenster. Kirche ist herausgehoben aus dem Alltag, wir versuchen erst gar nicht, so zu wirken, als sei Jesus nur der gute Kumpel, der nebenan wohnt.

    Das Bewahrenswerte am Katholizismus ist die Beichte. Nicht die "Massenabfertigung" in der evangelischen Kirche, sondern der Priester, der sich an Jesu Stelle Zeit nimmt, mir zuzuhören und das, was mein Herz bedrückt, anzunehmen.

    Das sind wir. Und das ist bewahrenswert. Und desweegn kann mir vieles andere den Buckel runterrutschen.

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  2. Ich war ja mal lutheranisch. Im Konfirmandenunterricht sollten wir sagen, warum die Kirche so leer ist und was man tun könnte. Ich kannte die richtigen Antworten (mehr moderne Lieder, mehr Ökomene, weniger steif), war aber schon immer eine (kleine) Rebellin. Also schrieb ich, was ich dachte: die Kirche ist zu nüchtern. Statt der coolen romanischen Kirche fanden Gottesdienste im Mehrzweck-Gemeidensaal statt, der den Charme eines Plattenbaus hatte (und hat). Im Winter weil die Kirche zu heizen zu teuer war, was man ja noch einsehen kann, im Sommer weil Sommerkirche ist. Hä?
    Es waren die 80er, alle Welt machte einen auf Mystik, nur die evangelische Dorfkirche versuchte, so nüchtern wie möglich rüberzukommen. Der Pastor wollte geduzt werden (wozu ich zu schüchtern war) und klampfte auf der Gitarre- Orgel war ja total retro.
    Ich bekam keine Punke auf diesen Teil des Tests- das hatten wir alles im Unterricht durchgenommen und besprochen, aber anders.
    Aus Ökomene-Gründen besuchten wir einmal die Messe, die anders war, liturgischer. Und da begann meine Liebesgeschichte mit dem Katholizismus, die 10 Jahre später dazu führte, daß ich vor dem Altar kniete und um Aufnahme bat. Das war wahrscheinlich nicht Sinn des Konfirmanden-Unterrichtes :-)

    Und nun, 25 Jahre später, sind wir genau da, wo wir im Konfirmanden-Unterricht schon mal waren. Es gibt wahrlich nicht neues unter der Sonne...

    Ich will nicht! Ich kannverstehen, wenn andere anders denken und fühlen. Und zwingen will ich sowieso keinen.- Aber ich will auch nicht gezwungen werden. Und so können der Frauenwortgottesdienst und die Lateinische Messe zumindest für mich friedlich nebeneinander existieren.

    Was sage ich wenn sich meine Jungs streiten? "Ja, dein Bruder ist rattig. Und du auch"

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  3. Hallo e.
    ich würde mir keine Gedanken machen bzgl. der Anonymität. Die Positionen der Frau Florin werden in der Öffentlichkeit willkommen geheißen und es ist nicht davon auszugehen, dass irgendein Arbeitgeber, Mitarbeiter, Bekannter oder Freund allergisch darauf reagiert - zumal sie offensichtich an passender Stelle arbeitet.
    Andersherum sind solche "Konservativen" freiwild - wie man bspw. am besagten Herrn Matussek sehen kann. Dieser schrieb einen ziemlich klaren Artikel zu seiner Sicht, warum er homosexuelle Liebe mit einem Nachteil versehen sieht und wie sehr die Gesellschaft da überreagiert diese Sicht als "Hass" oder "Angst" zu deklarieren - um dann prompt in einem halben dutzend "Meinungs"-Artikel als homphob verschrien zu werden und ihm z.T. die Menschlichkeit abgesprochen wird.
    Ich selbst bemerke es an meinem Umfeld. Wenn ich mich als Katholik zu erkennen gebe bekomme ich bereits Seitenblicke, aber wenn ich bei Diskussionen pro-Rom argumentiere werde ich nach kurzer Zeit permanent unterbrochen (auch von normalerweise eher ruhigen Diskussionspartnern) und die Lautstärke mir gegenüber nimmt bedrohliche Züge an - bis die bekannten Totschlagargumente kommen. Insofern ist es reiner Selbstschutz.
    Was nun Köln angeht: wenn die WELT in ihrem ziemlich polemischen Text wenigstens die Fakten richtig berichtet hat, so war die Übernahme der Briefkastenfirma Bedingung zum Ankauf der Immobilie - die Splittung zwischen Träger und Körperschaft ist ein hierzulande typisches Verfahren um nicht volle Steuern zahlen zu müssen. Das mag ein Geschmäckle haben, gehört aber zur Kategorie "1001 legale Steuertricks". Angesichts diverser Winkelzüge der Finanzminister finde ich die Diskussion daher kleinkarriert. Nicht zu vergessen einem bigotten laissez faire bspw. in Richtung der Steuerhinterziehung Berliner Minister und dem Wissen ihrer Vorgesetzten.

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    1. Man kan auf "ich bin katholisch" erstaunliche Reaktionen bekommen.

      Den Vogel schoß meine Schwiegermutter ab: sie "schlug vor", ich möge evangelisch werden, sei ganz einfach, sie habe ihren Pastor schon mal gefragt(!!!), ich muß geguckt haben wie die Kuh wenn's donnert.
      Warum?
      1) wir sind alle evangelisch, nur du bist katholisch, ist doch schöner wenn die Familie da nicht getrennt ist.
      Gegenargument: wenn euch das so wichtig ist, dann werdet doch katholisch, ist auch ganz einfach! Beleidigtes Gesicht.
      Argument 2) "man hört da ja so allerhand!": aha. Ob denn jemand dabei sei, wenn der Pfarrer Kommunionsunterricht gibt oder ist er etwa ganz allein mit den Kindern?
      Und Frauen könne nicht Priester werden, das sei doch doof.
      Und man darf sich nicht scheiden lassen.
      Meine Antwort: sollte ich mich von deinem Sohn scheiden lassen und dann Priesterin werden wollen, dann denke ich drüber nach.
      Aber sie gab nicht auf: "Naja, ob das alles so richtig ist" Gekicher.. Ich bleibe ruhig (und gieße ihr nicht den Kaffee über den Kopf): "weißt du, ich glaube katholisch. Ich will nicht evangelisch werden"
      Antwort: "Ja, kannste ja, ist ja in Ordnung, aber werd doch trotzdem evangelisch, ist doch egal!" Ich kämpfe immer mehr mit der Versuchung, ihr den Kaffee über den Kopf zu kippen.
      Wenn das egal ist, dann kann ich es auch lassen. Oder ihr werdet katholisch :-)

      Sie grummelt immer noch weil ich so tue als sei katholisch was besseres. Subjektiv gesehen: ja ist es :-)


      Limburg... Kirchenmänner, denen das Geld locker saß, hatten wir schon öfter. Haben wir überlebt, wir haben Verschwendung in viel epischerem Ausmaß überstanden als bischöfliche Badewannen. Wir werden auch Wannengate überstehen :-)


      Ich habe mittlerweile aufgehört, mich dafür zu "entschuldigen" wenn ich traditioneller orientiert bin. Konservativ benutze ich ungern, da es politisch konnotiert ist.

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    2. Du hättest mal sowas sagen sollen wie: "Wie denkst Du denn über die Realpräsenz in der Eucharistie? Ist dies nicht eine gegenwärtig unüberbrückbare Differenz der Konfessionen?" :D

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    3. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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    4. Bearbeiten klappt nicht, also nochmal:

      Mit Theologie überfordert man sie. "Hä? Das hab' ich ja noch nie gehört!".ist die Standardantwort wenn es um irgendwas geht außer Kindergottesdienst.

      Der Pastor in Nachbarort: "der ist immer so katholisch mit seinem Gewese". Ich würde ihn einen liturgisch guten Lutheraner nennen.
      Katholiken sind arrogant, die glauben was besseres zu sein. Das weiß sie weil sie katholische Nachbarn hat und die gehen nicht in die Dorfkirche, sondern fahren einen Ort weiter. Wieso können die denn nicht da zur Kirche gehen wo alle anderen auch gehen?
      Kirche ist für sie eine Art Sozialveranstaltung vor allem für Kinder und Rentner "da können die mal was machen". Aber "wenn der da so ewig von Jesus anfängt" geht ihr das auf die Nerven. Den Unterschied zwischen Dorfgemeinschaftshaus und Kirche sieht sie nicht so eng.
      Sie ist auch der Ansicht, beim Osterfrühstück handle es sich um "da machen wir was evangelisches!", etwas, was Katholiken total unbekannt ist und was man uns unter die Nase schmieren kann.

      Und da kommen wir zum Knackpunkt: wir sind protestantische gemeinden gewohnt, sie Nachhilfe anbieten, sich um Rentner, Mütter mit Kindern, Jugendliche kümmern, Sozialberteatungssprechstunden haben und so weiter. Alles lobenswert, aber nicht die primäre Aufgabe einer Gemeinde. Wenn das aus dem Gedanken der tätigen Nächstenliebe erwächst und getragen wird durch Christus, dann ist es Teil des Dienens eines Christen. Ansonsten könnte man sich dafür auch das städtische Gemeindezentrum suchen.
      Wenn Christus verloren geht, ist man nur noch Sonntagsverein mit ein wenig seltsamen Regeln für die Prunksitzung.

      Und da liegt der Hase begraben: es geht bei Kirche um Christus.

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    5. Das da der Kaffee nicht floss ist beeindruckend leidensfähig. Mir fehlen oft dann einfach die Worte - und das heisst angeblich etwas, wenn ich mit massiver Halbbildung oder schlichtem Hass konfrontiert werde. Die meisten Diskussionen beendete ich eine zeitlang mit einem "aaah ja". Mittlerweile habe ich meist ein paar kleine Zettel dabei die nach dem Motto "vorgefertige" oder "verbreitete Meinung" vs. Fakten aufgebaut sind und die ich vor dann reiche wenn die Klassiker vor mir ausgebreitet werden.
      Allerdings muss ich mir jetzt welche zu Hexenverfolgung, Kreuzzügen und Co. machen, denn wenn "Austritt, Zölibat, Geld und Patriarchat" abgehandelt sind, kommt Geschichte an die Reihe...
      Aber ich stimme zu, der Fokus auf caritas (und wie sie nach öffentlicher aktueller Meinung zu sein hat) und der Mangel an Theologie ist eines der Probleme. Caritas muss sein und gehört dazu - aber ist nicht alles und Selbstzweck. Man darf Religion nicht zur Abladestelle für seine Hilfebedürftigen macht.

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    6. Diese Zettelchen interessieren mich. Kannst Du da nicht ein Blog-Post draus machen?
      Ich bin am überlegen, hier so eine Reihe einzuführen "Heiße Eisen der Woche", und eben jede Woche eines der von DIr genannten Themen plus Missbrauch, Homosexualität, Kirche in der Nazizeit usw. zu behandeln.

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    7. Ich schau mal, wie ich das umsetze. Die Themen sind ja alle altbekannt und trotzdem Dauerbrenner. Gerade was Kirche in der Nazizeit angeht rennt man gegen Wände, egal wie viele Fakten man ausgräbt.

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    8. Vielleicht könnte man da ja eine blogübergreifende Aktion draus machen? Zum Beispiel eine Woche das Thema Nazizeit, dann Hexen, Homosexualität, Sexualethik, Lebensrecht, Missbrauch, Zölibat, Reichtum der Kirche, Kreuzzüge, Frauenbild,...die ganzen "Knaller" halt, die die Kommentarspalten von Spiegel online und co. füllen. Und alle teilnehmenden Blogger äußern sich dazu, und man könnte sich auch verabreden, gezielt in Online-Diskussionen zu dem Thema einzugreifen. So eine kleine AUfklärungsmission wäre das dann. Zu vielen dieser Themen wurde ja auch schon noch und nöcher gebloggt, das könnte man dann nochmal bündeln. Was meinst Du?

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    9. Im Grunde finde ich die Idee gut, geeint stehen und einstehen. Wie das aber zu organisieren ist und ob die Wirkung dann die gewünschte ist, weiß ich eher nicht. Was ich aber bereits weiß: Spiegel online übt sein Hausrecht in den Kommentarbereichen nach eigenem Gusto aus (wie die meisten Zeitungen). Mal andere Informationen darin zu finden ist nicht schwer, gezielt ihre Plattform zur Aufklärung zu nutzen eher nicht.
      Was nicht heisst, dass es einen Versuch nicht wert sei. Ich wäre dabei.

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    10. Ok, ich werde mir einen Aufruf überlegen bzw. erstmal gezielt einige andere Blogger anfragen, ob die Lust hätten auf sowas. Vielleicht kannst Du das ja auch machen. Es muss ja auch nicht nur Spiegel online sein, wo man als schnelle Eingreiftruppe einmarschiert. Mein Vorschlag für ein erstes Thema wäre "Reichtum der Kirche" oder "Frauenbild".

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    11. Kann ich machen, ich versuche morgen mal was zu schreiben. Ich hab aber keine Ahnung, wie viele aus der Blogozese mich lesen.

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  4. danke für Eure Stellungnahmen. Mir geht es bei der Anonymität gar nicht mal unbedingt so sehr um den Inhalt meiner Äußerungen, sondern darum, dass ich mich überhaupt zu so umstrittenen Dingen deutlich positioniere. Und da ich als Beraterin arbeite, wo ich eine sehr neutrale, offene, akzeptierende Haltung einnehme (die auch nicht aufgesetzt ist), wäre das, glaube ich, schwierig zu vereinbaren. Vielleicht findet sich da ja eine Möglichkeit in der Zukunft. Und dass man nicht immer scharf darauf ist, im Bekanntenkreis als "der radikale Katholik" identifiziert zu werden... naja . Ich verleugne meine Meinung zwar nicht, aber ich haue sie auch nicht so raus wie hier im Blog.
    @Cassandra: Ich war auch mal evangelisch, und für mich war irgendwie immer klar: Wenn ich nochmal Christin werde, dann auf jeden Fall katholisch!

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