Dienstag, 18. Februar 2014

What is it about...?

amerikanische christliche homeschoolende Hausfrauenblogs?
Entdeckt habe ich sie, glaube ich, auf der Suche nach katholischen Ausmalbildern für meine Tochter. Ich war sofort "im Kaninchenloch", und unrettbar fasziniert von der heilen, lieblichen, perfekt durchorganisierten, wohlgeordneten, köstlichen, kinderreichen, superchristlichen Welt christlicher homeschool-moms. Beispiele gefällig? Hier http://raisinglittlesaints.blogspot.de/p/vocation-motherhood.html und hier und das hier ist toll 
und hier ein nicht-katholisches Beispiel.
Und um dem ganzen die Krone aufzusetzen: Ich bin eigenartig interessiert an den Duggars. Ja, das ist die amerikanische Mega-Familie mit den 19 Kindern. Man könnte ja sagen, und sagt das auch teilweise zu Recht, und auch ich schließe mich dem teilweise an, dass diese Familien in europäischen Augen meistens hoffnungslose Rednecks sind, deren politische Ansichten irgendwie gar nicht gehen. Und dass sie ihre Kinder in einer abgeschotteten Parallelwelt aufwachsen lassen. Und dass die Geschlechter, besonders bei den Quiverfull - Anhängern, in sehr starre Rollenmuster gezwängt werden. Wenn ein Blog "raising little homemakers" heißen (der ist nicht katholisch), dann stößt mich das eher ab. ABER
ich schaue mir in meiner Mittagspause (beim Gemüseschnippeln) Duggar-Videos an, und ein Besuch auf einem richtig schönen homemaker-Blog ist für mich Urlaub. Da gehen die Faszination des Skurrilen und die Bewunderung der Perfektion Hand in Hand.
Woran liegt das? Ist es nur Kitsch, nur Eskapismus, nur blog-gewordene Schlagerparade? Zu 60% gewiss, aber mein Interesse rührt auch an ein echtes Bedürfnis: Es beeindruckt mich, wie schamlos diese Frauen sich zu ihrer traditionellen Rolle bekennen, diese als Berufung ausleben und geradezu feiern. Und diese typisch amerikanische  Unbeschwertheit, mit der der Glaube gelebt und verkündet wird! Da kann man doch als Europäerin nur neidisch werden. Man stelle sich vor, ich erzählte einer Mutter aus meiner Gemeinde, ich würde nach dem liturgischen Jahr kochen und meine Kinder nicht in den Kindergarten schicken, um ihnen katholischen Hausunterricht zu erteilen. Beides ist nicht der Fall, aber hierzulande wird es ja teilweise schon misstrauisch beäugt, wenn ein Kind ein Kruzifix im Zimmer hängen hat und weiß, was ein Rosenkranz ist.
Hierher komme ich nur, wenn ich ein bisschen Zeit habe, denn trotz des manchmal schmerzhaften amerikanischen Pathos ist dieses Blog wie Salzwasser für meine Seele: tut weh, reinigt, berührt. Puh, das war jetzt aber persönlich. Ich wäre gerne ein bisschen mehr Großfamilie, ein bisschen organisierter, ein bisschen mehr Seele des Hauses, ein bisschen mehr Homeschooler. (Finde das Verbot in Deutschland auch ungerechtfertigt). Das war jetzt ein Bekenntnis!

7 Kommentare:

  1. Hallo!

    Ja, unsere amerikanischen Schwestern sind zwar eigen, aber auch irgendwie zu beneiden. Ich (ganz Europäerin) halte zwar Klimawandel nicht für einen Hollywood-Mythos und so weiter, aber um die Fähigkeit, einfach "sein Ding" durchzuziehen, kann man sie nur beneiden.

    Wir sind "ein bißchen Großfamilie" mit 4 Kindern zwischen 9 und knapp einem Jahr und etwas, was wir "co-schooler" nennen: der deutschen Schulpflicht folgend, geht unser "Großer Tiger" zur Schule, aber wir geben die Verantwortung nicht ab und kümmern uns selber drum, daß seine Bildung nicht "verbremt" (wir wohnen in Bremen, deutsches Schlußlicht aller Bildungsstatistiken). Das verhindert zwar nicht, daß er von einigen wirren ideen in der Schule hört, aber wir reden drüber und versuchen, das einzuordnen und zu fragen, ob das Sinn macht. Entscheiden muß er später eh selber.

    So, das wäre es erstmal, in dieser unperfekten Mini-Großfamilie! 2 bis 3 kranke Kinder rufen!

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    1. Hallo Cassandra,
      ja, einige politische Ansichten muss man schon ausblenden, wenn man auf diesen Blogs unterwegs ist...
      Ich habe bisher 2 Kinder, aber es dürfen gerne noch mehr werden. Was genau meinst Du mit Co-schooler? Das würde mich interessieren, wie Du das umsetzt. Meine Tochter kommt nächstes Jahr in die Schule.
      Lieben Gruß, e.

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    2. Alles braucht einen Namen. Im ersten Schuljahr passierte vieles, Unterricht aber nur so nebenbei. Wir guckten, wie allerlei "Sozialtrainingsprogramme" veranstaltet wurden, aber Lesen, Schreiben, Rechnen nicht so arg wichtig waren, man erzog in der Schule ja ganzheitlich.
      Also haben wir nachmittags, wenn es eh Hausaufgabenzeit war, und in den Ferien nach Homeschool-Vorbild Lernprojekte geatartet: Blumenbeet beobachten ud zeichnen, Ritter-Rechercheprojekt, Vögel-Projekt und natürlich Lesen, Schreiben und Rechnen selber unterrichtet.
      Und wenn erst mal was Gewohnheit ist, hält es sich. Ich "unterrichte" nachmittags auf der Terrasse oder am Eßtisch, was die Schule nicht erwähnt oder was der Tiger interesant fand und gerne vertiefen möchte.
      Das darf man sich nicht als stundenlanges Rumsitzen udn Pauken vorstellen. Da wird gelesen (er ist eine Leseratte), gemalt, was mit Playmobil nachgestellt und so weiter.
      Die jüngeren Brüder machen mit, was dazu führt, daß der 6-jährige Lesen kann, der 4-jährige kennt die Buchstaben seines Namens und die Zahlen bis 10.

      In Deutschland gibt es die Tendenz, Kinder weitgehend zu institutionalisieren. Das finde ich nicht nur traurig, sondern auch demokratietheoretisch bedenklich: Demokratie lebt von Meinungsvielfalt und die entwickelt sich nur, wenn wir unterschiedliche Erfahrungshorizonte haben. Der beste Schutz für sie sind Bürger, die auch mal streiken und das lernt man nicht wenn man zu funktionieren hat seit man 3 Jahre alt war.
      Und deswegen sehen wir zu, daß nicht nur das, was der Staat gerne gelehrt haben will, auf dem Lehrplan steht, sonder Raum für Fragen, Denken und Forschen da ist. In den meisten Fällen ist das völlig unspektakulär und eher schulregänzend denn -widersprechend, manchmal aber nicht: in der Schule hieß es, der Mensch stamme vom Affen ab. Das ist so biologisch nicht korrekt (Affe und Mensch haben einen gemeinsamen Vorfahren.

      Lernen findet überall statt- im Botanischen Garten, in der Küche (Trockeneisexperimente!), im Garten... wir sehen als als teil unseres Lebens und nicht als etwas, was die Schule "macht".

      Wir, also mein Mann und ich, sehen eine Ideologisierung von Schule, der man etwas entgegensetzen sollte. Wenn Mädchen lt Lehrplan dazu gebracht werden sollen, "männliche" Berufe zu ergreifen, steht dahinter nicht die Sorge um den einzelnen, sondern der Versuch, Politik zu machen. Also vermitteln wir unseren Jungen, daß es schon okay ist wenn sie planen, später mal Archäologe zu werden und ihre Frau kümmert sich um die Kinder. Ist hier ja nicht anders :-)

      Am Ende ist es einfach "nur" Verantwortung wahrnehmen in einer Zeit, in der der Elternrat betont, wie wichtig es ist, daß Schule die Verantwortung übernimmt weil die Eltern es nicht tun.
      Ich tue. Punkt.

      Hilft das weiter?

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    3. Ja, das hilft weiter, darunter kann ich mir was vorstellen :) Das klingt für mich einfach nach sinnvoller Beschäftigung, wenn es noch genügend Zeit für freies Spiel gibt. Ich bemühe mich auch, den Wissensdurst meiner Kinder zu füttern und anzuregen, und schaue mir auch ein paar Ideen von den Homeschoolern ab. Wir machen jetzt jeden Morgen "Bibelzeit", das ist eine kleine Andacht, und mal schauen, was da noch so kommt.
      Ich kann auch die Skepsis bezüglich staatlicher Umerziehungsziele verstehen, glaube aber, dass viele Lehrer zu solchen Dingen eine gesunde Distanz haben.
      Gute Besserung an Deine Tiger!

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  2. Genug Zeit zum Spielen bleibt auf jeden Fall, auch weil man am Besten lernt, wenn man Spaß hat. Lernen findet nun mal nicht nur statt wenn man lernt, sondern auch wenn man 9 Gummibärchen auf 3 Brüder verteilen soll. Außerdem bin ich ja nicht das Kinderkinodauerunterhaltungsprogramm. Alleine etwas machen, sich was einfallen lassen ist wichtig. In Schulen haben die Kids öfter mal genau dazu keine Zeit, das fängt mit Pech schon im Kindergarten an wenn jede Minute "sinnvoll" verplant wird.
    Und mit dem Trockeneis und ein bißchen Spüli kann man sowohl spielen als auch lernen. Öhne Langeweile-weil-pädagogisch-Faktor.

    Ich bin immer wieder geschockt, wie viele Eltern argumentieren, das alles müse ich nicht machen, das macht doch die Schule, da kann man doch abwarten und am Ende ist es doch unfair wenn die einen Kinder einen Vorteil haben und andere nicht.

    Was mir immer aufstößt sind Homeschool-Mamas, die arg dogmatisch dabei werden- niemals Hosen, immer Röcke, "homechurch" weil keine Gemeinde richtig ist oder 3 Stunden Autofahrt zur nächsten Alten Messe weil nur das geht usw.
    Wir werden eines Tages unsere Kinder in die Welt da draußen lassen müssen und dann müssen sie schwimmen können- sie müssen gelernt haben, wie man "Nein" sagt oder auch "Ja" und vor allem müssen sie mit ihren Mitmenschen zurechtkommen, und darunter werden Leute mit theologischen Ansichten sein, die man selbst nicht teilt. Irgendeinen Arbeitskollegen, der nicht glaubt, wird man immer haben und auch mit dem muß man umgehen.

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    1. Das mit dem Trockeneis merk ich mir, ich brauche immer neue Ideen für meine Tageskinder :)
      Ich merke bei diesen amerikanischen Blogs immer, und auch bei deutschen natürlich, wenn es irgendwie "eng" wird, genau bei den Beispielen, die Du anführst. "A holy experience" (s.o. mein letzter Link) dagegen weitet das Herz, so sehr, dass es fast wehtut. Ich bin ja ein großer Fan von Tradition und Struktur und Ernsthaftigkeit, aber wenn dahinter keine Liebe mehr zu spüren ist, sondern es nur noch um Buchstabentreue (die ja oft auch verfehlt ist) geht, dann geht bei mir die Klappe zu.

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  3. Vorsicht mit zu kleinen Kindern, das ist so kalt, daß es die Haut mit abreißen kann, gerade wenn sie dünn ist. Wir haben das Eis erst in Leitungswasser (knapp handtemperatur getan und Spüli dazu. Dann das Glas in heißes Wasser getan- das blubberte noch besser. Dann einen Plastikbecher so gefüllt und ihn in ein Bett aus Trockeneis gestellt- fast kein Blubbern. Bei normales Eis blubberte es schon noch.

    Was sollte das ganze? Kalt geht immer noch kälter, bei Hitze schmilzt es schneller. Nicht alles Eis macht Wasserpfütze.

    Und die Schaumschlange zerschnitten :-) Man kann das wssser vorher mit Lebensmittelfarbe färben, dann sieht es noch cooler aus.

    So was macht allen Spaß (auch mir Spielkind), aber es weitet den Horizont. Das alleine ist noch keine BIldung, aber ein Puzzlestück, eins, für das in der Schule zu wenig Zeit bleibt.

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